Auflasten?

Auflasten?

Ja?
Nein?
Welche Vorteile gibt es?
Welche Nachteile gibt es?

Hier setze ich mich mit diesem spannenden Thema auseinander.
Private Erfahrungen: #unbezahltewerbung

Frage

Tobias hat am 18. Oktober 2019 geschrieben:

Hallo Anke,

ich beschäftige mich schon seit einigen mit dem Thema
Wohnmobil/Kastenwagen für die Familie und habe jetzt mit Begeisterung deine Blog über den Globe Traveller gelesen. Nach meinen bisherigen Recherchen zum Thema Kastenwagen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein Kastenwagen mit 4 Personen und halbwegs normalem Gepäck in der 3,5t-Klasse realistisch eigentlich nicht machbar ist (nicht in der die 6m Länge und erst nicht in der 6,4m Länge). Man müsste also immer auflasten. So zumindest meine bisherige Ansicht...

Jetzt habe ich bei dir im Blog gelesen, das euer Globe-Traveler nur auf 3,5t zugelassen ist. Wie schafft Ihr das?

Du schreibst ja, Ihr habt eine fahrbereite Masse von 3120kg (klingt plausibel: in der Grundausstattung 3020kg, zzgl. Sonderausstattung).
Wenn Ihr da mal den Wassertank voll macht (+80kg) und dann noch die 3 Mitfahrer einsteigen (+3*70kg unterstelle ich euch einfach mal durschnittlich :-P), habt Ihr ja nur noch 90 kg für das gesamte Gepäck/Vorräte usw. Oder habe ich hier einen Denkfehler?

Ich hatte mal so überschlagen, was man an gepäck für eine 4-köpfige Familie rechnen muss und bin (mit Fahrrädern) auf knapp 250kg gekommen.

Danke für deinen Blog & viele Grüße,
Tobias

Antwort:

Hi Tobias,
danke für deine Mail!
Wir haben tatsächlich eine Woche vor unserem Sommerurlaub aufgelastet.

Bisher sind wir mit den 3,5 t + Toleranz gut gefahren. Allerdings sind gerade die Strafen in Großbritannien (bis zu 6.000 Euro und Stilllegung des Fahrzeugs) extrem hoch. In Deutschland könnte man es sogar auf'n Dick'n nehmen, wie man so schön sagt. Die Strafen für Überladung sind lausig und die Versicherungen haben eine bis zu 10 % Toleranz. Aber im Ausland sind die Strafen wirklich saftig. Zwar bin ich in 25 Jahren Bulli/WoMo fahren noch nie angehalten und gewogen worden, aber die Österreicher haben anscheinend die WoMo's auf'm Kieker und können damit gut kassieren. 

Deshalb und weil wir im Sommer in England waren, haben wir uns kurzfristig für eine Auflastung auf 3,85 t entschieden. Das geht mit dem Globe-Traveller einfach, da ich schon im Vorfeld bessere Federn, als normal verbaut sind und ich vom TÜV nur noch eine Bestätigung brauchte. Beim Straßenverkehrsamt war es auch keine Sache. Insgesamt waren es um die 100 Euro, die ich für die Auflastung zahlen musste.

Wir kommen kurz vor Start in den Urlaub, vollgepackt mit Hund auf 3.680 kg. Sicherlich könnten wir mit leerem Wassertank losfahren, um noch zu sparen, aber einige Nachbarländer haben eine 0 % Toleranzgrenze, da war es uns so doch sicherer. 

Wir haben weder Sat-Schüssel, noch TV oder Fahrräder mit. Wenn du sagst, es kommt noch der Fahrradträger + Räder hinzu, kann es bestimmt eng werden.

Ich hoffe, dir ein bisschen weiter geholfen zu haben,
viele Grüße
Anke

Ältere Gedanken...

Alle Gedanken ändern sich über die Jahre, so auch meine. Ich war immer gegen das Auflasten, aber zu viert ist es einfach schwierig. Lest unten meine Gedanken, wie sie noch vor einigen Jahren waren.

Auflasten?

Hier will ich versuchen, die wichtigsten Unterschiede von Wohnmobilen unter und über der 3,5-Tonnen-Grenze aufzeigen. Mit welchen oft verkehrsrechtlichen Nachteilen hat man zu rechnen, wenn man ein Wohnmobil über 3,5 t zGM fährt?
Der Hauptvorteil von schweren Wohnmobilen liegt in der Möglichkeit der höheren Zuladung. Da stoßen viele 3,5-Tonner überraschend schnell an ihre Grenzen. Sie bieten aber auch noch weitere Vorteile, z. B.:
Durch höhere Achslasten können große Heckgaragen auch mit größerem Gewicht beladen werden, z. B. ist die Mitnahme von Rollern, Schlauchbooten und anderen Sportgeräten möglich.
Schwere Wohnmobile mit Heckantrieb bieten in der Praxis eine bessere Traktion, besonders bei nassen Straßen oder winterlichen Fahrbedingungen.
Sie bieten durch ihre Größe auch mehr Komfort, z. B. auch größere Wassertanks, mehrere Versorgungsbatterien, der Einbau von vielen Sonderausstattungen ist möglich, etc.
Führerschein:
Zu beachten ist, dass Personen mit EU-Führerschein der Klasse „B“ nur berechtigt sind Wohnmobile bis zu einer zulässigen Gesamtmasse (zGM) von 3,5 t zu fahren.

bis 3,5 t 

Vorteile: 
  • Führerschein Klasse B genügt
  • Mautkosten im Ausland sind geringer
  • kein LKW Überholverbot
  • Freie Fahrt auf Autobahnen und Brücken

bis 3,5 t

Nachteile: 
  • Zuladung eingeschränkt
  • Risiko bei Überladung
  • Reifentragfähigkeit häufig begrenzt
  • Teuere Strafen im Ausland bei Überladung
  • 35 Euro Bußgeld in Deutschland bei Überladung
  • Möglichkeit der Stilllegung bei Überladung
  • Versicherungsschutz entfällt bei mehr als 10 % Überladung

über 3,5 t

Vorteile: 
  • kaum Überladung möglich
  • man kann viel viel mitnehmen

über 3,5 t

Nachteile: 
  • manche Straßen sind für LKW gesperrt
  • max. 100 km/h
  • Vorschriften (Überholverbote) für LKW
  • höhere Versicherung
  • höhere Steuern
  • Mautboxpflicht in einigen Ländern
  • Fahrtenschreiberpflicht in einigen Ländern
  • Führerschein bis 3,5 t möglich
  • jährlicher TÜV (ca. 135 Euro)
  • mehr Kontrollen
  • Durchfahrseinschränkungen vielerorts (Umfahrungen von Orten nötig)
  • Passfahrten im Winter eingeschränkt
  • Zusätzliche Sicherheitsausrüstung erforderlich (gelbe Rundumleuchte) in manchen Ländern
  • höhere Mautkosten in vielen Ländern
  • Parken nur auf LKW Parkplätzen (z. B. Industriegbiete)
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